Werbung in der Kosmetik
“Preist ein Hersteller seine Creme etwa damit an, dass sie Feuchtigkeit spendet, war es auch nach bisherigem Recht nicht ausreichend, dass geringe Konzentrationen eines feuchtigkeitsspendenden Stoffes enthalten sind. ” – so die Information des Industrieverbandes für Körperpflege und Waschmittel e.V über die Regeln der Werbung in der Kosmetikbranche.
..ich knüpfe mich an dieser Stelle mit meinen Gedanken an, und mir erscheinen gleich einige Fragen berechtigt:
– wie erkenne ich, dass die Konzentration eines Wirkstoffes zu gering ist?
– wo finde ich die Information darüber, welche Konzentration empfohlen ist?
– was soll ich, als Endverbraucher, über Chemie, Biologie und Technologie wissen, um mich für oder gegen ein kosmetisches Produkt zu entscheiden?
als Kosmetikerin beschäftige ich mich intensiv mit der Zusammensetzung der kosmetischen Produkte, mit Wirkstoffen, deren Wechselwirkung und Konzentration. In den frei zugänglichen Quellen gibt es kaum Information darüber, welcher Stoff in welcher Konzentration anfängt wirksam zu sein, und ab welcher wird er gefährlich. Die INCI-Liste gibt lediglich eine Auskunft darüber, welche Inhaltsstoffe im Produkt enthalten sind. Die Aussage über deren Wirksamkeit gibt sie nicht.
Es kann auch passieren, dass die Werbeaussage über die Wirksamkeit eines Produktes auf der Basis eines Wirkstoffes gemacht wird , der in so einer geringen Konzentration wirksam ist, dass er gar nicht in der INCI-Liste erscheint. Manche sehr aktive biotechnologisch hergestellten Substanzen sind für die Kosmetik nur im Bereich von zehntel oder hundertstel Teil eines Prozenten zugelassen. Und dass sind nur Gedanken, die sich auf die Menge beziehen.
Noch schwieriger wird es über die Wirksamkeit eines Mittels zu entscheiden, wenn es um die Zusammensetzung der einzelnen Stoffen in einem Produkt geht. Jetzt spreche ich nur über den professionellen Kosmetikmarkt: nur wenige Kosmetikhersteller informieren ihre Kosmetikerinnen darüber, warum die einzelnen Substanzen in einem Produkt so zusammengesetzt sind, wie sie sind, und nicht anders. Noch mehr, viele Hersteller wissen es nicht einmal, weil sie nur eine Rezeptur im Labor gekauft haben, nicht aber das entsprechende Verständnis für Detail. So kann es passieren, dass auf der Verpackung ein modischer Wirkstoff deklariert wird, der aber leider keine Wirkung hat, weil seine “Nachbarschaft” ihn daran hindert.
Meine Meinung nach kann Endverbraucher so eine Menge an Wissen sich gar nicht aneignen. Wohl oder übel, ist er auf eine Beratung angewiesen. Also, soll Kompetenz ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach einer Kosmetikerin sein. Und ich wünsche mir sehr, dass die Kosmetikerinnen auch unabhängig von ihren Lieferanten ihr Basiswissen erweitern könnten.